Kong isn't King
„Wie lange dauert der Film noch?“, fragt der Studioboss genervt, während er den neuen Streifen von Carl Denham (Jack Black) begutachtet. „Noch fünf Rollen, Sir!“, antwortet einer seiner Lakaien. „Schaltet das Licht wieder ein.“, entgegnet er genervt.
Anderthalb Stunden später: Das Licht geht im Kinosaal wieder an und man gönnt dem Publikum eine kleine Pause. Ich boxe meinen Kumpel Florian, die andere Hälfte des „Bohemian Rhapsody“-Duos, in die Seite, um ihn wieder aufzuwecken. „Komm, hauen wir ab“, sage ich ihm in sein verschlafenes Gesicht.
Tatsächlich habe ich es endlich auch mal getan – aus dem Kino vor Ende des Spielfilms zu flüchten. Ich dachte schon „Alien vs. Predator“ wäre das cineastische Vorbild für Nicht-zum-Potte-kommen“, jedoch bewies mir King Kong mit seiner Langatmigkeit das Gegenteil. Es dauerte eine (geschätzte) halbe Stunde bis die Filmcrew endlich New York verlies, noch mal die gleiche Zeit um Skull Island zu erreichen und bis endlich Peter Jacksons Lieblingsgorilla auftauchte, war die Entwicklungsdauer von „Duke Nukem Forever“ dagegen nur ein Klacks. Aber nicht nur das kotzte mich an diesen Machtwerk an: Schlechte, überflüssige (und auch hier wieder) zu lange Dialoge und Kamerafahrten, wie sie merkwürdiger und nerviger nicht sein könnten. Mehrmals wäre ich am liebsten von meinen Platz aufgesprungen und hätte in Richtung Leinwand gebrüllt: „Jackson, du hohle Nuss! Sogar ICH hätte das besser gekönnt!“ Dazu kommt noch die Liebesgeschichte zwischen Ann Darrow (Naomi Watts) und Jack Driscoll (Adrien Brody), die noch ranzigerer Schmalz ist als Anakins und Padmes Romanze in „Angriff der Klonkrieger“. Auch ist dieser Streifen das perfekte Beispiel dafür, wie Marketing das Filmerlebnis zerstören kann: Die grobe Story kennt man schon aus der Berichterstattung und die wichtigsten (und besten) Szenen hat man schon zu genüge in Trailern und Werbespots gesehen. Daher saß ich noch ungeduldiger im Kinosessel und hatte letztendlich überhaupt keinen Bock mehr zu sehen, wie Kong am Ende verreckt (Uh, Überraschung! Der Riesengorilla stürzt vom Empire State Building!). Wenigsten hatte ich noch eine gigantische Special-Effect-Show erwartet, doch sogar das hat man nicht hinbekommen. Die Effekte sind oft lieblos umgesetzt und wollen irgendwie nie zum restlichen Geschehen passen. Grässlich!
Jack Blacks Figur und Peter Jackson haben eines gemeinsam: Beide sind anscheinend Regisseure, die nicht wissen, wann Schluß ist mit Drehen. Im Film versucht das Studio den Regisseur Denham zu stoppen, dafür leckten im realen Leben die Studiobosse Jacksons Stiefel und brachten das 66 Millionen schwere Budget in goldenen Truhen vorbei. Weiß Mr. Jackson eigentlich, dass er mit Jack Blacks Figur eine Parodie auf sich selber erschaffen hat?
Nun ja, so sehr ich ihn jetzt zerrissen habe, werde ich mir trotzdem den restlichen Film auf DVD anschauen. Aber King Kong im Kino? Muss nicht sein. Und ausnahmsweise sollte man das anscheinend recht gelungene Videospiel zocken.
P.S.: Nicht nur mir hat der Film missfallen.
Artwork von Great Ape
Labels: Film
3 Comments:
Alternative Überschriften waren:
Was ist haarig und stinkt nach Affe?
Peters stinkender Kuschelaffe
Gib dem Affen kein Zucker
Wer will, darf klauen
Dezember 22, 2005
Bäääh, ich guck den trotzdem im Kino :P
Dezember 22, 2005
Na ja, fand den Film ja nicht so gaaaanz schlecht. Aber ich würde ihn mir trotzdem kein zweites mal angucken wollen. Einmal reicht mir einfach, weil er nun nicht so übermäßig besonders ist, wie z.B. die Herr der Ringe-Filme (zumindest der erste HdR-Film).
Dezember 23, 2005
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