Vergrabene Cartridges
Einer der größten urbanen Legenden der Videospiel-Geschichte, wenn nicht sogar die Legende schlechthin, handelt um die angeblich verbuddelten „E.T.“-Module in der Wüste New Mexicos. Die in nur wenigen Wochen hingefuschte Adaption blieb wie Blei in den Regalen liegen, trieb Atari in den Ruin, trug zum Crash der Videospiel-Industrie 1983 bei und gilt zudem als eines der schlechtesten Spiele aller Zeiten.
In GEE 09 interviewte Gregor Wildermann den Macher des Spiels:
"Howard-Scott Warshaw arbeitete von 1981 bis 1984 als Programmierer bei Atari und entwickelte neben dem Kultspiel "Yar's Revenge" auch Ataris größten Software-Reinfall "E.T.". Zusammen mit Steven Spielberg begründete er die problematische Ehe zwischen Film und Spiel. [...]
1982 kam „E.T.“ in die Kinos, und Sie entwickelten auf dessen Basis eines der ersten Computerspiele zu einem Film. Wie kamen Sie zu dem Job?
Ich hatte mit Steven Spielberg ja bereits zehn Monate an „Indiana Jones – Jäger des verlorenen Schatzes“ gearbeitet, und deswegen verlangte er, dass ich auch die Umsetzung von „E.T.“ machen sollte. Dann zogen sich die Verhandlungen zwischen Spielberg und Atari aber sehr lang hin, und es verging immer mehr Zeit. Ray Kassar, der damalige Chef von Atari rief schließlich am 27. Juli 1982, einem Dienstag, an und bestätigte, dass die Verhandlungen abgeschlossen seien. Er fragte mich, ob ich bis zum 1. September ein Spiel fertig stellen könnte. Ich sagte zu und verlangte aber eine finanzielle Kompensation für diesen viel zu kurzen Arbeitszeitraum. Am Ende blieben noch fünf Wochen für die Entwicklungszeit, damit das Spiel für das Line-up zu Weihnachten fertig war. Es interessierte niemanden, wie das Spiel qualitativ aussehen würde.
Hatte Spielberg selber genaue Vorstellungen, wie das Spiel aussehen sollte?
Nur 48 Stunden nach meiner Zusage wurde ich in einem Learjet zusammen mit Ray Kassar nach Burbank zu Spielbergs Büro geflogen. Dort präsentierte ich ihm meine verschiedene Spielideen, und nach einer kurzen Pause sagte Steven Spielberg: „Können sie nicht so was wie ‚Pac-Man’ machen?“ Ich konnte es einfach nicht glauben, dass mich Spielberg gerade gebeten hatte, einfach ein anderes Game zu kopieren. Er mochte ja Spiele, aber er wollte sich einfach nicht lange mit der Entwicklung aufhalten. Und da er nichts von der 2600er-Konsole verstand, konnte ich mit ihm auch keine technischen Details diskutieren. […] Die meiste Zeit habe ich noch auf den Startbildschirm verwand, aber das war dann auch schon das Beste am ganzen Spiel. […]
Es gibt eine Geschichte über fünf Millionen "E.T."-Cartridges, die in der Wüste von Mexiko vergraben sein sollen. Was wissen Sie darüber?
Ich habe nie ein Bild dieser Grube gesehen und ich kann mir auch nicht vorstellen, dass Atari das jemals getan hat. Wie idiotisch muss man denn sein, so viele Wertstoffe in eine Grube zu schütten? Die Leute lieben ja die Geschichte, aber man muss doch mal daran denken, wie teuer es ist, solch eine eine Menge Cartridges auf diesem Weg zu entsorgen. Atari hatte enorme Finanzprobleme und hätte doch sicher eher versucht, das Material zu recyceln. Außerdem glaube ich auch, dass mir jemand davon erzählt hätte, wenn diese Aktion angestanden hätte. Ich hätte liebend gern ein Foto von mir gemacht, wie ich auf diesem riesigen Haufen von fünf Millionen "E.T."-Spielen stehe."
Und wieso grab (Hehe) ich diese Geschichte wieder aus? Die Band „Wintergreen“ hat ein sehr schönes Musikvideo zu diesen Thema gemacht, für das ich jetzt den Anguckbefehl herausgebe. Anschauen!
Regisseur Keith Schofield hat auch andere wirklich sehenswerte Videos gemacht, wie zum Beispiel „3 Feet Deep“ für DJ Format, bekannt aus GEE 13 (Ts ts ts, schon wieder die Zeitschrift…), in dem zwei MCs in einer Spielhalle an einem Tanzspielautomaten eine gekonnte Show abziehen. Auch seine Seite ist ganz im Retrogame-Stil gehalten. Und eigentlich sind alle Werke von Schofield super. Wirklich.
Labels: Games, Musik, Zeitschriften
2 Comments:
Siehste, du bist doch ein Spieleblog :)
Januar 26, 2006
:P
Nicht immer
Januar 27, 2006
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